Die Elemente des Gottesdienstes –Die Taufe
Die Taufe zählt in der evangelischen Kirche neben dem Abendmahl zu den Sakramenten. Durch die Taufe auf den Dreieinigen Gott („Ich taufe Dich auf den Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“) wird ausgedrückt, dass Gott dem Getauften ein gnädiger Gott sein will und ihn als sein Kind annimmt, seinem Leben ein unbedingtes JA zuspricht.
Die Taufe im Neuen Testament
Die Taufe geht zurück auf die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer (Mk 1,9). Die Taufe des Johannes war eine Bußtaufe zur Vergebung der Sünden (Mk 1,4). Jesus taufte selbst nicht, die Notiz, dass Jesus getauft habe (Joh 3,22), wird in Joh 4,1-3 korrigiert. Eventuell haben seine Jünger getauft. Nirgends wird berichtet, dass Jesus seine Jünger getauft hätte.
Für die spätere Einsetzung der Taufe in der Urgemeinde werden die Stellen Mk 16,15f; Joh 3,5 sowie der sogenannte „Taufbefehl“, Mt 28,19f angeführt, wovon die letzte Stelle auch heute noch bei der Taufe zitiert wird: „Jesus sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“
In der Urgemeinde wurde die Taufe aufgrund dieser Worte schnell zum „Initiationsritus“ der Aufnahme ins Christentum. Von Paulus etwa wird seine Taufe berichtet (Apg 9,18); Paulus selbst setzt die Taufe aller Christen schon selbstverständlich voraus (1. Kor 12,13) und tauft auch selbst (1. Kor 1,16). In den frühen Gemeinden war der Brauch weit verbreitet, ganze Familien taufen zu lassen: So wird von einer Frau namens Lydia berichtet, die sich selbst und „alle, die zu ihrem Haus gehörten“, taufen ließ (Apg 16,14f). Aus dieser Tatsache kann man schließen, dass wohl auch schon sehr früh, also zu Zeiten des Paulus, Kinder und Säuglinge, die „zum Haus“ gehörten, getauft wurden. Dieser Brauch hat sich schließlich auch durchgesetzt.
Geschichte der Taufe in der Alten Kirche
Trotz dieses frühen Brauches der Kindertaufe hat bis um 400 n. Chr. vor allem die Erwachsenentaufe vorgeherrscht. Das hängt damit zusammen, dass die Taufe ursprünglich ganz eng mit dem Glauben
zusammengedacht wurde: Wer glaubte, ließ sich auch taufen. Die Taufe war (und ist bis heute) das Zeichen der Entscheidung für das Christentum. Nur als Erwachsener konnte man aber diese Entscheidung des Glaubens verantwortlich treffen. Nach Justin († 165 in Rom) werden wir ohne unseren Willen geboren, aber willentlich wiedergeboren (also getauft). Tertullian († nach 200) fasst die Taufe als obsignatio fidei (= Besiegelung des persönlichen Glaubens) auf. Erst nach 125 zeigt sich deutlicher, dass man in den Gemeinden auch verstärkt heranwachsende Kinder tauft, wenn sie unterrichtet und wirklich Christen geworden sind. Nach 150 beginnt man auch schon mit Säuglingstaufen, wie Tertullian um 200 berichtet. Um 220 unterscheidet die Kirchenordnung Hippolyts Erwachsene, Kinder und Kleinstkinder, die noch nicht auf die Tauffragen antworten können, was darum Angehörige für sie tun sollen. Um 250 hält Origenes den Brauch, auch Säuglinge zu taufen, für apostolisch (also auf die Apostel = Jünger Jesu zurückgehend). Cyprian († 258 in Karthago) hingegen fordert ausdrücklich die Säuglingstaufe am 2. oder 3. Tag nach der Geburt, weil Säuglinge erbsündig seien und ihre Seele auf alle Fälle gerettet werden müsse. Erst im 5. und 6. Jahrhundert setzt sich die Säuglingstaufe jedoch vollends durch.
Kinder- oder Erwachsenentaufe?
Diese Frage beschäftigt die Theologie seit der Urgemeinde, verschiedene Theologen kommen zu unterschiedlichen Auffassungen. In unserer Kirche führen wir die Säuglings- und Kindertaufe durch, weil wir damit zum Ausdruck bringen wollen, dass Gott jeden einzelnen Menschen in jedem Fall und ohne Vorbedingung gnädig annehmen will, auch wenn er selbst seinem Glauben noch keinen Ausdruck verleihen kann. In der Theologie spricht man nach Augustinus († 430 in Hippo Regius) von der „vorauslaufenden Gnade Gottes“. Dem „Wort“ Gottes in der Taufe soll dann später die „Ant-Wort“ des Menschen in einem gottgefälligen Leben entsprechen.
Andreas Reinert