Matthias Claudius

Der frühere Kirchenoberarchivdirektor Prof. Dr. Hermann Ehmer schreibt zum Gedenken an Matthias Claudius (1740 – 1815): „Zuerst Student der Theologie, dann der Rechtswissenschaften, später Jour­nalist und Lyriker: Matthias Claudius ging seinerzeit vielen Tätigkeiten nach.
Weiten Kreisen ist er aber vor allem als Dichter des Abendlieds ‚Der Mond ist aufgegangen‘ bekannt. Am 21. Januar 1815 ist Claudius in Hamburg gestor­ben.

Der 1740 in Reinfeld bei Lübeck geborene Pfar­rerssohn studierte an der Universität Jena zunächst Theologie, dann Rechts- und Kameralwissenschaf­ten, kehrte aber schließlich ohne Abschluss ins Elternhaus zurück. Nach wechselnden Tätigkei­ten ging er ins journalistische Fach und übernahm 1771 die Redaktion des ‚Wandsbecker Boten‘, eines bescheidenen Blatts, das der volkstümlichen Unter­haltung und Belehrung diente. Hier veröffentlichte er eigene Aufsätze, Kurzgeschichten, Gedichte und Buchbesprechungen. Er ist darin mit dem etwas jün­geren Johann Peter Hebel zu vergleichen.

In Wandsbeck hatte Claudius auch seine zukünfti­ge Frau Rebekka Behn gefunden, die ihn mit ihrer Wesensart auf das Glücklichste ergänzte. Zur Sil­bernen Hochzeit widmete er ihr die Verse:

Ich danke Dir mein Wohl, mein Glück in diesem Leben. Ich war wohl klug, daß ich Dich fand; doch ich fand nicht. Gott hat Dich mir gegeben; so segnet keine andere Hand.

Das Leben des Ehepaares war freilich nicht nur durch häusliches Glück bestimmt, sondern auch durch herbe Schicksalsschläge wie den Tod mehre­rer Kinder. Der ‚Wandsbecker Bote‘ ging 1775 ein, wodurch Claudius in bittere Not geriet. Der hessi­sche Minister Friedrich Karl von Moser, Sohn des Württembergers Johann Jakob Moser, berief ihn in eine Beamtenstelle nach Darmstadt, doch muss­te Claudius alsbald erkennen, dass er dafür nicht geschaffen war. Endlich half ihm der dänische Kronprinz mit einer jährlichen Pension und einer Anstellung aus. Während der franzö­sischen Besatzung Hamburgs 1813 sah sich Claudius gezwungen zu fliehen, konnte aber im folgenden Jahr wieder zurückkehren. Im Haus seines Schwie­gersohns Perthes, der ihn aufgenom­men hatte, starb Claudius schließlich nach wenigen Monaten.

Claudius’ Vermächtnis sind seine Lieder, die bis zum heutigen Tag im Gesangbuch stehen. Zu ihnen gehört ‚Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land‘, in dem sich eine tief gefühlte Schöpfungsfrömmigkeit aus­drückt. Das bekannteste Lied von Claudius aber ist ‚Der Mond ist aufgegangen‘. Dieses kommt auf den ersten Blick im Gewand eines Kinderlieds daher, bietet aber einen tiefen Einblick in das Glaubens­leben des Dichters. Es zeigt sich hier wiederum die Bewunderung der Schöpfung. Der Nacht, die sonst auch schreckt, wird eine tröstliche Seite abgewon­nen durch den Schlaf, der den Jammer der Welt vergessen lässt. Der Anblick des Mondes ist dem Dichter ein Gleichnis dafür, dass die menschliche Erkenntnis nicht alles umfasst und auch in Irrwege führen kann. Stattdessen verweist er auf den ein­fältigen Glauben an Gottes Heil mit der Bitte um einen sanften Tod. Er schließt mit der Bitte um einen ruhigen Schlaf, wobei in diese Bitte auch der kranke Nächste eingeschlossen ist.“

Quellennachweise:
Text: Gemeindebrief 10/15
Bild: (4)

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