Das Wasser ist das Urelement des Lebens. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Wasser im realen, wie auch im übertragenen Sinn eine bedeutende Rolle in der Bibel spielt. In der siebenten Bebenhäuser Bibellesenacht im Jahr 2010 wurden diese Spuren gesucht.
Die Bibel enthält eine große Zahl von Geschichten, in denen es in irgendeiner Form um jenes Urelement des Lebens geht: um Meere und Seen, Quellen und Flüsse, Regen und Wasserfluten. Die biblische Überlieferung kennt sowohl den Leben spendenden als auch den Leben bedrohenden Aspekt des Wassers. Die biblischen Geschichten haben ihren Ursprung ja in einer Region der Erde, die von Trockenheit und Dürre geprägt ist – umso wichtiger ist der Bibel die Erfahrung des Wassers als Quelle des Lebens. Die Menschen der biblischen Zeit wissen aber auch sehr wohl um die chaotische und zerstörerische Kraft, die dem Wasser innewohnt.
Die Bibellesenacht lädt ein zu einer Fahrt durch die biblischen Gewässer – auf den Strömen des Paradieses, in Noahs Arche über die große Flut oder unter Moses Führung mitten durch das Schilfmeer. Mit Jesus in einem Boot zu sitzen – das war eine grundlegende Erfahrung der Jünger. Nicht umsonst ist das Boot daher auch zum Symbol für die christliche Kirche geworden: ein Schiff, das sich Gemeinde nennt ... Ein Schiff wird aber nicht gebaut, um im Hafen zu liegen, sondern um sich auf die hohe See hinauszuwagen. Und der Wind, der seine Segel bläht, steht in der Bibel für Gottes Geist, der das Schiff auf Kurs hält.
Wo immer die Bibel vom Wasser erzählt, geht es zuletzt um das Leben selbst: auch und gerade um das Leben derer, die diese Geschichten lesen oder hören und – vielleicht – von ihnen nicht unberührt und unverändert bleiben. Ob zu Land oder zu Wasser: das Leben, von dem die Bibel erzählt, trägt und erfrischt. Also „Leinen los“, um dieses Leben zu entdecken.
Bildmotiv:
Brunnen im Innenhof des Klosters Bebenhausen
Text: Hannelore Jahr