Was bitte ist Dreieinigkeit?

 „Was bitte ist Dreieinigkeit?“, so wurde ich einmal von Schülern der siebten Klasse verwundert gefragt. Hät­ten Sie eine Antwort? Am Sonntag nach Pfingsten, dem Fest des Heiligen Geistes, feiern wir Trinitatis – so heißt es auf lateinisch. Das macht es aber auch nicht unbedingt verständlicher. Worum geht es da eigent­lich? Das fragen vermutlich nicht nur Schüler.

Ich denke, es geht um nichts anderes, als was wir in vielen Gottesdiensten bekennen: „Ich glaube an Gott, den Vater... und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn... Ich glaube an den Heiligen Geist...“ Es geht um nichts anderes als das, womit wir jeden Gottesdienst beginnen: „Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Glauben wir nun an Gott oder an drei Götter? Stimmt es, was uns Christen z.B. von Moslems vorgeworfen wird: „Ihr Christen glaubt ja nicht an einen Gott, son­dern an drei Götter“. Es ist gar nicht so leicht, darauf eine plausible Antwort zu geben.

Schauen wir auf einen Satz in der Bibel, der grundlegend für unser

Reden vom dreieinigen Gott ist. Im 2. Brief des Paulus an die Gemeinde

in Korinth heißt es: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geis­tes sei mit euch allen“ (2. Kor 13,11-13).

Zunächst: von Gott ist nur einmal die Rede. Auf die Idee, die Christen glaubten an drei Götter, kann man da gar nicht kommen. Noch auffälliger ist, dass jener fei­erliche Satz gar nicht mit Gott beginnt, sondern mit Jesus. Also nicht „Vater, Sohn und Heiliger Geist“, wie wir das gewöhnt sind, sondern Jesus Christus, Gott und Heiliger Geist. Nicht, dass Paulus die Reihenfolge egal wäre. Dazu ist ihm das, wovon er spricht, viel zu ernst. Er fängt mit Jesus an, weil Jesus uns Gott nahe ge­bracht hat oder besser, weil in ihm uns Gott nahe ge­kommen ist. Durch ihn redet Gott mit uns. Durch ihn lässt er uns wissen, was er von unserer Lebensführung erwartet. Durch ihn teilt er uns aber zugleich seine bedingungslose Gnade, seine Vergebung mit. Mehr noch: Gott gibt uns das alles nicht nur zur Kenntnis,

sondern er rührt uns durch Jesus im Innersten an. Das ist das Erste, was uns der Segenswunsch am Schluss des 2. Korintherbriefs zuspricht: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.“ Nach Paulus erschließt sich in Jesus Gottes Herz: Gott zeigt uns durch Jesus seine Liebe. Damit öffnet sich ein weiter Horizont.

Und was ist mit unserem Leid, mit unserer Not? Die können wir nicht einfach von Gott trennen, auch nicht die Einsamkeit, die Krankheit und schließlich den Tod. Unser Leben in der Welt ist von tiefer Zweideutigkeit durchzogen. Wohl jeder von uns kennt auch Momente in seinem Leben, in denen Gott uns scheinbar in tiefem Dunkel lässt. Dann finden wir vielleicht nur noch Grund, ihn anzuklagen. Erst durch Jesus ahnen wir, dass auch hinter den Rissen und Brüchen unseres Lebens Gottes Liebe steht, die uns nicht verlässt, auch wenn der Anschein manchmal dagegen zu sprechen scheint. Im nebenstehenden Bild, auf dem der Vater den Gekreuzigten stützt, ist dies wunderbar ausgedrückt. Darum lautet der zweite Teil des Segenswunsches: „Die Liebe Gottes sei mit euch allen“.

Schließlich soll Gottes Liebe in uns wirksam werden. Hier kommt der Heilige Geist ins Spiel: „Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen“. Es ist der Geist der Liebe, der den Vater mit dem Sohn verbindet und der in uns wirkt. Der Heilige Geist verbindet uns mit Gott und untereinander. Darum spricht Paulus von der Gemeinschaft, die durch den Heiligen Geist gestiftet wird. Gemeinschaft heißt dann auch Frieden zwischen uns, den Christen, die an ihn glauben, und darüber hinaus mit allen Menschen.

Wir bekommen es also mit Gott auf dreierlei Weise zu tun: durch Jesus Christus wendet er sich uns zu. Wir erkennen seine Liebe in den guten und schweren Zeiten unseres Lebens. Schließlich nehmen wir Gottes Liebe als eine Kraft wahr, die in der Welt wirksam ist, in uns und durch uns. Das für viele so fremdartige Dreieinig­keitsfest will uns Gott als Vater, Sohn und Heiligen Geist wichtig machen.

 Manfred Harm  

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