Die Bernhardsminne

Im südlichen Querhaus der Klosterkirche hängt ein Tafelbild eines unbekannten Meisters aus der Zeit um 1485.

Bernhardsminne

Es zeigt eine Begebenheit aus dem Leben Bernhards von Clairvaux (1091–1153). Er war Gründer und Abt des von Citeaux abgeleiteten Tochterklosters in Clairvaux und einer der großen geistlichen Führers des Zisterzienserordens im Hohen Mittelalter.

Von ihm wird berichtet: Als Bernhard vor einem Kruzifix betete, habe sich Christus vom Kreuz zu ihm herabgeneigt und ihn umarmt. In der Darstellung dieser Begebenheit, die sich im Orden großer Beliebtheit erfreute, findet die tiefe mystische Frömmigkeit der Zisterzienser ihren Ausdruck.

Bernhard selbst schreibt in seiner 43. Predigt über das Hohelied:

„Die höchste Weisheit: Jesus kennen und zwar als Gekreuzigten! Dies zu betrachten nannte ich Weisheit. Darin sehe ich die Vollendung der Gerechtigkeit, die Fülle des Wissens; darin den Reichtum des Heils, darin den Schatz der Verdienste. Daraus schöpfe ich mir immer wieder einen heilsamen bitteren Trank, daraus hole ich mir ebenso die süße Salbe des Trostes. Dies richtet mich auf, wenn ich niedergeschlagen bin, es hält mich in Schranken, wenn es mir gut geht. Auf dem königlichen Weg, auf dem ich zwischen Freude und Leid durch das gegenwärtige Leben ziehe, bietet mir dies ein allzeit sicheres Geleit und hält mir alle Gefahren vom Leib. Das hilft mir zur Versöhnung mit dem Weltenrichter, denn es zeigt ihn mir sanft und demütig, während die Mächte der Welt vor ihm zittern ... Darum führe ich das oft im Mund, wie ihr wisst; ich trage es stets im Herzen, wie Gott weiß.“

Neben dem Kreuz kniet der Bebenhäuser Abt Bernhard Rockenbach (1471–1493), der wohl das Tafelbild in Auftrag gegeben hatte, in einer Naturlandschaft mit Pflanzen und Tieren, die meist symbolische Bedeutung haben.

Das weiße Hündchen im Vordergrund ist ein Attribut des heiligen Bernhard: Seine Mutter träumte während der Schwangerschaft, sie werde einen kläffenden Hund gebären. Ein Priester, den sie wegen des Traums um Rat fragte, gab ihr die beruhigende Auskunft, dass ihr Sohn ein Wächter des Hauses Gottes und ein großer Prediger sein werde.

Im Hintergrund sieht man die älteste Darstellung des Klosters Bebenhausen im Zustand um 1490. In der Mitte der Vierungsturm, davor die neue Infirmerie mit der Krankenhauskapelle links, die 1507 abgetragen wurde. Darunter sind zwei Mönche im Boot auf dem Fischweiher dargestellt, der damals bis ans Kloster reichte.

Das Tafelbild war vermutlich als Epitaph für den Abt Bernhard Rockenbach bestimmt. Seine Erhaltung verdankt es einem Missverständnis: Nach der Reformation als Kreuzabnahme interpretiert, konnte das Tafelbild in der evangelischen Klosterschule verbleiben und hing bis ins 19. Jahrhundert im Gebäude der Infirmerie.

us

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